Gedanken zu KI

Persönliche Gedanken und Perspektiven zum Thema Künstliche Intelligenz

Die KI-Revolution ist in vollem Gange.

All diese unzähligen, sich rasant entwickelnden Tools die überall auftauchen sind ohne Zweifel ziemlich beeindruckend und mächtig – und auch ziemlich beängstigend. Aber lassen wir das für einen Moment mal außer Acht und konzentrieren uns auf die vermeintlich positiven Aspekte – das, wie diese Technologie unser Leben bereichern soll. Auch für die Arbeit von Gestalter:innen hat das alles ja theoretisch großes Potential …


Menschen sagen jetzt Dinge wie »Ich nutze KI mittlerweile fast täglich« oder »Dann hab ich dafür mal Chat GPT gefragt«. KI generierte Bilder in Werbematerial und in der Social Media Bilderflut sind schon länger keine Seltenheit mehr. Es fühlt sich seltsam an. Und auch wenn ich KI hier und da natürlich auch schon genutzt habe, frage ich mich schon seit einer Weile, warum ich das nicht viel mehr tue. Zumal ich eigentlich sehr affin für neue Werkzeuge bin und oft versuche aus jedem noch so kleinen Tool neues Potential für meinen Arbeitsprozess zu schöpfen.

Aber irgendwie habe ich diese Neugier, was sich damit machen lässt, seltsamerweise bei KI kaum. Es macht mir irgendwie keinen Spaß, damit zu arbeiten. Und ich glaube, so langsam realisiere ich woran das liegt: Es fehlt der Prozess. Für mich geht es in meiner Arbeit (nicht nur, aber insbesondere kreativer Art) immer um den Prozess. Die Arbeit an sich, der Weg zum Ergebnis ist für mich oft genauso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger als das Ergebnis selbst. Da sitze ich jetzt also vor einem Texteingabefeld und versuche mir einen weiteren Prompt aus dem Finger zu saugen, der wieder nicht genau das Ergebnis bringen wird, das ich eigentlich haben will, weil der eigentliche Prozess in einer verschlossenen Maschine stattfindet in die nicht nur ich sondern selbst die Menschen, die sie entwickelt haben, nicht hineinblicken können.

Und genau deshalb fühlt sich KI für mich, so sehr sie das auch versucht, nicht wirklich intelligent, nicht wirklich lebendig, sondern tatsächlich ziemlich leblos an. Die anfängliche »Magie«, dass da plötzlich basierend auf ein paar Worten etwas aus dem nichts entsteht ist schnell verflogen. So beeindruckend und scheinbar perfekt das Ergebnis auch sein mag – wenn ich den Prozess dahinter nicht verstehe, geht irgendwie etwas verloren. Ich muss an den Begriff der Aura im Sinne von Walter Benjamin denken.1


Jedes mal wenn mir von den mit ebenso rasanter Geschwindigkeit aus dem Boden sprießenden KI-Influencern gezeigt wird, wie viel Zeit ich denn mit diesem Workflow oder jener Custom-GPT sparen könnte, denke ich mir: Aber das will ich doch gar nicht. Ich will nicht Zeit sparen, ich will die Zeit, die ich in meine Arbeit investiere, wertschätzen. Eine Maschine, die mir Arbeit abnimmt, nimmt mir auch meine Souveränität.

Natürlich sparen uns Maschinen schon seit einer ganzen Weile Zeit und führen auch eine ganze Menge an Arbeiten wesentlich besser aus als ein Mensch das je könnte. Aber wir haben sie immer zu spezifischen Zwecken erschaffen, um bestimmte Aufgaben auszuführen und zu beschleunigen. Nun aber geben wir diese Kontrolle ab, lassen die Maschine selbständig werden. Sie soll uns jetzt von sich aus sagen, was sie für uns tun kann. Und es ist dieses Gefühl der Entfremdung dabei, das mich nicht loslässt und das mich davon abhält so richtig auf das Ganze einzulassen. Dafür liebe ich das, was ich tue viel zu sehr.

Ich frage ich mich: Is KI nicht in ihrer Natur ungereifbar, unkontrollierbar? Und damit so etwas wie das Gegenteil von tangible? Oder haben wir nur den richtigen Weg noch nicht gefunden, sie greifbar zu machen?


Vielleicht ist es am Ende doch nur ein Produktionstool, Ein Mittel um enorm schnell brauchbare Ergebnisse zu schaffen. Aktuell scheint mir das der sinnvollste Anwendungsfall und so wird es ja auch bereits fleißig praktiziert. Aber irgendwie erscheint mir das auch ziemlich ernüchternd. Denn oft sind die Ergebnisse dabei eben genau das: bestenfalls brauchbar. Basierend auf einer gigantischen Pool an bestehenden Trainingsdaten entsteht der Durchschnitt dessen, was hineingeflossen ist. Unendliche Wiederholungen und wahlloses Vermischen bereits existierender Werke – das soll also die große technologische oder gar kreative Revolution unserer Zeit sein?

Vor einer Weile habe ich in einer Ausstellung ein Video-Essay gesehen, das sich ebenfalls mit der Rolle von KI im Kontext von kreativen Prozessen beschäftigt.2 Dort wird eine Perspektive auf das Thema gezeigt, die ich wesentlich reizvoller finde und vielleicht tatsächlich Potential für einen kreativen Entwurfsprozess hat: Durch Künstliche Intelligenz haben Computer zum ersten Mal Eigenschaften eines Kollaborationspartners. Und kollaborative Prozesse, Austausch und kontinuierliche Reflektion der eigenen Arbeit von außen sind für kreative Prozesse ohne Zweifel unerlässlich. Kann das möglicherweise tatsächlich bald die Zusammenarbeit mit echten Menschen ergänzen? Wie kann diese Interaktion aussehen und in welchem Kontext ist das überhaupt sinnvoll?

Ich beende diesen Text mit ähnlichen Worten wie oben genanntes Video: Ich weiß nicht, wo das alles hingeht. Ich habe meine Zweifel. Ich habe ein klein wenig Hoffnung. Und irgendwie ist da jetzt etwas, das anders ist als alles was es bisher gab und es wird nicht wieder verschwinden. Es bleibt die Aufgabe, einen Weg zu finden, wie wir damit umgehen.


  1. vgl. Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit

  2. Joss Fong, Áron Filkey: Creativity in the Age of AI